Abgedreht – Oberfräse vom Flohmarkt

„Zehn Euro“ biete ich dem Händler auf dem Flohmarkt vor dem Schöneberger Rathaus. Er lacht und sagt:  „Willst Du mich beleidigen ?  Mann, diese Maschine hier ist mindestens 30 Euro wert !“ Im Prinzip hat er recht, denn so eine Oberfräse kostet neu in etwa das  Zehnfache. Aber was mache ich, wenn meine Oberfräse vom Flohmarkt defekt ist ? Einen Stromanschluß zum Ausprobieren gibt es hier leider nicht.

Oberfräse vom Flohmarkt
Wie neu: Oberfräse DW 621

Oberfräse vom Flohmarkt ?

Ich biete also 20 Euro, wissend, daß die Fräse auch kaputt sein könnte und dann gar nichts wert ist. Wieder lacht der Händler. „Für 25 kannst Du sie mitnehmen. Schlägst Du ein, okay ?“
Er hält mir die Hand hin und fragt noch einmal: „Okay ?“  – „Ist das Ding auch nicht kaputt ? -“ Nee, nicht kaputt, läuft super !“

„Nicht kaputt, läuft super !“

Oberfräse vom Flohmarkt mit Nutfräser
Nutfräser

Zuhause stelle ich fest, daß der Händler die Wahrheit gesagt hat: die Oberfräse vom Flohmarkt läuft super. Und konstant auf vollen Touren. Auch dann noch, als ich den Drehzahlregler auf Stufe „1“ stelle. Die Maschine müßte nun eigentlich langsamer zu werden, was aber nicht passiert. Ich drehe den Regler wieder zurück auf die „7“, dann nochmal zur „1“ – ohne Erfolg.

Drehzahlregelung defekt

Nun weiß ich, warum das Gerät auf dem Flohmarkt gelandet ist: die Drehzahlregelung funktioniert nicht. Damit kann man leben, wenn man nur Holz bearbeiten will.  Aber zum Fräsen in Kunststoff, zum Beispiel in Acrylglas, muß man die Drehzahl auch verändern können.

Magnet auf Wanderschaft

Nach dem Öffnen der Maschine ist die gesamte Regelung gut zugänglich. Und der Fehler schnell gefunden:  der runde Tachomagnet müßte eigentlich – wie im mittleren Bild – in einem Magnetfeld rotieren. Aber bei diesem Gerät hat sich der Magnet von der Motorwelle gelöst, ist nach oben gewandert und schließlich am Gehäusedeckel festgeschmolzen.

Dort wird er nun vorsichtig abgelöst und mit feinem Schmirgelpapier bearbeitet, bis die Oberflächen wieder glatt sind.

Konstruktionsfehler

Aber warum hat sich der Magnet überhaupt gelöst ? Bei dieser Frage stoße ich auf einen echten Konstruktionsfehler. Als ich den Magneten mit einem Tropfen 2-Komponentenkleber wieder auf der oberen Motorwelle befestigten will, läßt sich der Magnet auch mit großem Druck nicht vollständig auf die Welle aufschieben. Der Gegendruck, der in der Bohrung des Magneten entsteht (und nicht entweichen kann) schiebt den Magneten immer wieder zurück. Vielleicht hat der Magnet schon deshalb ab Werk nie einen hundertprozentigen Halt gehabt, mußte sich irgendwann lockern und auf Wanderschaft gehen. In der Bohrung des „ausgewanderten“ Magneten sind jedenfalls bräunliche Klebstoffreste zu sehen.

Kleine Bohrung – große Wirkung

Die einfache Lösung des Problems besteht in einer feinen Bohrung  durch die Kunstoffbasis des Magneten hindurch. Aus diesem kleinen Luftloch  kann der überschüssige Klebstoff entweichen und der Magnet sitzt nun wirklich fest auf der Welle. Nachdem der Klebstoff über Nacht getrocknet ist, lasse ich die Oberfräse vom Flohmarkt am nächsten Tag  laufen. Und diesmal funktioniert die Drehzahlregelung:  22000 Umdrehungen pro Minute in der höchsten Stufe und etwa die Hälfte, wenn ich den Regler auf „1“ stelle.

Wie der Mann auf dem Flohmarkt schon gesagt hatte: „Nicht kaputt, läuft super !“


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